Cornelia Rößler, Mainz

Hautnah

Cornelia Rößler ist Foto- und Medienkünstlerin. Sie thematisiert in ihren Arbeiten Prozesse der Umgestaltung, Umwandlung, bzw. der Verwandlung von Menschen und Räumen. Ihre Kunst besteht darin, diese »Wandlungen« nicht als einen unmittelbar nachvollziehbaren Prozess zu visualisieren, sondern sie auf der Ebene des Symbolhaften anzusiedeln. Ausgehend von einem innerhalb unserer gesellschaftlichen Bedingungen vorgefundenem biologisch-materiellem Fundament – nämlich Mensch und Raum – verwandelt Rößler dieses Fundament zu symboltheoretischen Kunstwerken, die in der Frage nach dem Leben kulminieren. Dr. Peter Forster (Kunsthistoriker)

»In meiner künstlerischen Arbeit setze ich mich mit der menschlichen Haut, dem größten Organ, dass das Innere vor dem Äußeren schützt, zugleich aber auch als Membran in die Welt atmet, auseinander. Sowohl in meinen Skulpturen, als auch in den Fotografie- und Videoinstallationen geht es mir um den Menschen und seine Identität. Fragen nach den verborgenen Informationen im Menschen haben mich von der Diversität bis hin zur Befragung des genetischen Codes geführt. Mir geht es stets darum, den menschlichen Körper als Einheit zwischen äußerer Erscheinung und innerer Befindlichkeit zu erfahren. Scheinbare Sicherheiten bringen uns aus dem Konzept. Dieser Bruch zwischen Wahrnehmung und vermuteter Wirklichkeit, der Wendepunkt in den Beziehungen von Außenwelt und Innenwelt spielt in meinen Arbeiten eine wichtige Rolle. Ich nutzte die Abbildung von menschlicher Haut als Metapher, indem ich den Menschen mit mehreren Häuten umschreibe.

In Kassel gehe ich der Frage nach, wie Erinnerungen und Prägungen aus der Kindheit unser Leben beeinflussen. Dabei entsteht eine Installation aus alten Möbeln. Zum Beispiel ist ein altes Bett zu sehen, das seit Generationen im Besitz meiner Familie ist. Statt einer Matratze ist ein Leuchtkasten eingebaut, dieser bildet meine Haut fotografisch ab. Mit dem Bett und der Nahaufnahme der Haut entsteht ein Raum, in dem sich Familientradition und genetische Veranlagung mit Intimität und Individualität treffen. Die Weinbergterrasse wird so zu einem Ort der Erinnerung und des Nachdenkens über die Vergangenheit. Gleichzeitig regt die Installation dazu an, sich bewusst mit den eigenen Prägungen auseinanderzusetzen und zu überlegen, wie diese das eigene Leben beeinflusst haben.«


Cornelia Rößler wurde in München geboren. Sie studierte in Mainz Kommunikationsdesign und in Amsterdam an der Gerrit Rietveld Academie Bildende Kunst. Sie hat mehrere Stipendien und Preise bekommen, u. a. das Landesstipendium von Rheinland-Pfalz; Stipendien der Stiftung Schöppingen; den ZONTA- Kunstpreis; den Löwenhofer Förderpreis und das Sandarbh International Artist in Residency in Indien. Sie hat ihre Werke bereits mehrfach im In- und Ausland ausgestellt.